Seen-Tour im Westen der Mongolei

Rastplatz am Waldrand

Mit der Erfahrung einer nassen Jurte reicher, nutzen wir die neue Teerstrasse und fliegen fast nach Tosontengel. Dort endet die Teerstrasse und es geht auf gewohnten Wegen weiter. Unser nächstes Ziel ist der Chjargas Nuur, einem grossen, etwas salzigen See. Für die etwa 400 km brauchen wir fast drei Tage, eine Reisegeschwindigkeit, an die wir uns gewöhnt haben. Die Landschaft wechselt wieder zur Wüste und die Seen die übrig bleiben sind salzhaltig. Übernachtet haben wir einmal an einem stürmischen See und einmal in einem kleinen Gebirgszug am „Waldrand“ in der Nachbarschaft von Murmeltieren und Adlern. Wir fanden sogar genügend Holz für ein Lagerfeuer.

Chjargas Nuur

 
Die verschiedenen Farben der Berge und Hügel begeistert uns immer wieder aufs neue. Das Gestein wechselt von Grün über Grau ins Rote, wobei sich die Farbe des Gesteins mit dem Grün der kargen Wiese vermischt. Das Farbspiel wird am Abend von der untergehenden Sonne noch verstärkt und die Berge scheinen zu brennen. In der Nähe des Chjargas Nuur sind die Gipfel teilweise sogar schneebedeckt.

Unser Rastplatz am Ölgi Nuur

Nach einer ruhigen Nacht am Chjargas Nuur neben Wüstenfuchs und süssen kleinen Echsen haben wir uns mit Sarah und Christian von Maximundo verabredet und treffen sie am Abend am Ölgi Nuur. Das Team von Maximundo hat sich in der Mongolei ebenfalls vergrössert. Mit Marielle und Andreas verbringen wir zu acht einen gemütlichen Tag mit unterhalt an den Fahrzeugen, baden und ausruhen.

Kamele am Ölgi Nuur

Nach einem herzlichen Aufwiedersehen geht unser Weg weiter an den Uvs Nuur. Unsere Fahrt endet aber nach kurzer Zeit am Ufer eines Salzsees, wo Capo steckenbleibt. Unter der harten Kruste des Salzsees ist es zu weich, um mit den Rädern Halt zu finden. Mit der Hilfe von 17 Mongolen (aus zwei Fahrzeugen) konnten wir Capo aus seiner misslichen Lage befreien, das Siegerfoto mit allen Beteiligten durfte natürlich nicht fehlen. Am nächsten Bach konnten sich alle (auch Capo) erst einmal wieder sauber machen!

Capo in seiner misslichen Lage

Siegerfoto nach erfolgreicher Bergung

Wir haben es dennoch am selben Tag bis an den Uvs Nuur geschafft und uns dort einen weiteren Tag Pause gegönnt.

Monduntergang am Uvs Nuur

Mongolische Autowäsche

Im Khangai- Gebirge

Nachdem wir im Tal der Gobiseen vergeblich nach einem Zugang zum See gesucht hatten, versuchten wir eine neue Taktik um an Wasser zu gelangen: der Weg ins Gebirge, von wo die Flüsse, die die Salzseen speisen, herkommen. Hinter Bayankhongor Stadt folgten wir dem recht grossen Fluss Tüy Gol durch ein wunderschönes Hochtal hoch ins Khangaigebirge. Die Berggipfel, die ausnahmslos nur auf der Nordseite mit Wald bewachsen sind, geben der Landschaft einen hochalpinen Charakter. In der Talsole weiden unzählige Yakherden und es hat relativ viele Jurten. Nicht nur wir, sondern auch unser Capo, ist froh um das kühlere Klima. In der Hitze der Gobi und bei dem vielen, langsamen Offroaden hat sich der Gute immer wieder mal rauchend beklagt, dass er zu wenig Wasser abbekomme. Wir haben seine Beschwerde aber natürlich ernst genommen und seit wir ihn regelmässig mit Wasser füttern und er einen eigenen Ventilator bekommen hat, ist er wieder ganz zufrieden.

Von so viel Luxus können wir nur träumen ;-). Zunächst geniessen wir einen Tag Pause vom Fahren mit Baden im Fluss, Brunch und Spazieren. Die Aussicht über das Mäander des Flusses in der Talsole ist absolut eindrücklich.

Der Tüy Gol Fluss

Am nächste Tag folgen wir dem Fluss ins Gebirge quasi bis zu seiner Quelle. Der Tag ist regnerisch, die tiefhängenden Wolken geben den kugeligen Felsen um uns einen geheimnisvollen Charakter. Auf dem Pass noch schnell ein Erinnerungsfoto, dann geht es weiter Richtung Tsetserleg. Diese im Verhältnis grosse Siedlung, liegt so eingebettet in ein Bergtal, dass sie uns an ein Fischerdorf in den Lofoten erinnert (aber wo ist der Fjord?).

Die Strasse, die von Tsetserleg nach Westen führt, scheint eine der touristischen Hauptrouten zu sein. Grosse Abschnitte davon sind geteert und wir kommen schnell voran. Den nächsten Stopp machen wir am Fluss Chuluut Uul, der direkt neben der Strasse einen tiefen Canyon in die saftig grüne Graslandschaft gefressen hat. Beim Baden, Fotografieren, Gewitter und Eulen beobachten vergeht die Zeit wie im Flug. 

Am Chuluut Uul

Den nächsten Stopp machen wir im Nationalpark Khorgo Terkhiin Tsagaan Nuur, wo wir auch mal ein wenig „Standard-Tourismus“ betreiben und die Nacht in einer Jurte verbringen. Die Attraktion des Nationalparks sind übrigens der erloschene Vulkan Khorgo, in dessen Umkreis man noch grosse Magmagänge und -höhlen bestaunen kann, sowie der weisse See Terkhiin Tsagaan Nuur. Letzterer ist quasi ein natürlicher Stausee, der nach dem Ausbruch des Vulkans durch die herabfliessende Lava gebildet wurde. Wir sind beeindruckt von den Zeichen der Vulkankräfte, der Regen treibt uns aber schneller als erwartet in unsere (nicht ganz wasserdichte) Jurte, wo wir den Rest des Nachmittags an einem gemütlich warmen Feuer verbingen.

Im Khorgo Terkhiin Tsagaan Nuur Nationalpark

Grenzübertritt in die Mongolei

Nachdem wir dem Baikalsee den Rücken gekehrt und ein letztes Mal auf einer Anhöhe in Russland geschlafen hatten, kam unser erster Grenzübergang mit Fahrzeugen an die Reihe.

Mit allen Papieren bereit, sind wir ziemlich angespannt in den Grenzposten gefahren. Da alle anderen ihre Fahrzeuge auspackten, haben wir es ihnen gleich getan und alle Taschen ausgeladen. Wenig interessiert kam schliesslich ein Zöllner vorbei und hat sporadisch in einige Schubladen geschaut, bis er einen Stein aus Italien gefunden hat, der sich irgendwie in Capo versteckt hatte. Damit war das Interesse der Zöllner geweckt, da keine Mineralien aus Russland mitgenomen werden dürfen. Die Erklärung mit der letzten Italienreise hat sie wenig interessiert. Ich wurde in ein Büro mitgenommen und musste warten, bis der Stein spektroskopisch untersucht wurde, was nach etwa einer Stunde auch geschah. Den Stein habe ich anschliessend komentarlos wieder erhalten. 

Unterdessen haben die Zöllner unsere Medibox gefunden, und waren wegen den vier Ampullen etwas skeptisch. Das Dokument unseres Arztes auf Englisch hat die Zöllner nicht zufrieden gestellt. Erst als sie das Dokument in russischer Sprache mit Stempel vom Arzt hatten, waren sie zufrieden. Zum Glück konnten wir dies telefonisch schnell organisieren und waren nach ca. 3 Stunden am Mongolischen Zoll.

Dort erhällt man für das Fahrzeug ein kleines Papier welches Platz für 6 Stempel hat. Drei davon müssen gesammelt werden um in die Mongolei einzureisen. Somit verbringt man einige Zeit damit, den richtigen Stempel zu suchen. Hilfreich dabei ist, dass viele Mongolen etwas englisch können. Am Ende muss noch eine Versicherung abgeschlossen werden dann heisst es willkommen Mongolei! 

An der russischen Grenze haben wir zwei Motorradfahrer getroffen mit denen wir die ersten Kilometer in der Mongolei zurücklegen und den Tag zu fünft mit Pasta und Tomatensauce ausklingen lassen.

Letzter Schlafplatz in Russland

Der Teil mit den Teerstrassen

Direkt nach der Grenze merken wir, dass wir in einem ganz anderen Land als Russland gelandet sind. Andere Gesichter, viele Kinder die uns und die Fahrzeuge neugierig bestaunen, andere Häuser, viele Jurten und Kühe, die direkt neben der Zollschranke weiden. 

Willkommen in der Mongolei, im Land der Nomaden. 

Als erstes führt uns unser Weg in die Hauptstadt Ulaan Baatar. Hier leben über ein Drittel aller Mongolen, viele davon noch in Jurten ohne fliessendes Wasser. Wir bleiben für drei Nächte im Oasis, dem Treffpunkt für Overlanders in Ulaan Baatar und nehmen unseren Gast Florian und mit etwas Verspätung auch sein Gepäck in Empfang. Die Zeit in der Stadt verbingen wir mit Sightseeing, (wenn man weiss wo findet man zwischen all den Hochhäusern das schöne Kloster Bogd Khan Uul) und Shoppen. Letztetes geht besonders gut auf dem „Schwarzmarkt“, einem riesigen Markt auf dem alles, was man sich denken kann, verhöckert wird und in den unzähligen Kaschmirgeschäften. Im Oasis treffen wir auch unsere alten Bekannten Sarah und Christian wieder und verbringen einige gemütliche Abende.

Von Ulaan Baatar aus geht es weiter in Richtung Süden nach Dalanzadgad. Hier wollen wir unsere Tour durch den mongolischen Teil der Gobiwüste beginnen. Bei der Fahrt über mehrheitlich ebene Teerstrassen bestaunen wir die weiten Hochebenen, riesige Ziegen-, Schaf-, Kuh-, Pferde- und Kamelherden. Die Landschaft ist traumhaft und das Wetter meint es bis jetzt auch nur gut mit uns.

Ulaan Baatar, zwischen Tradition und Moderne

Schwarzmarkt in Ulaan Baatar

Die Wüste Gobi

Unser Abstecher in den mongolischen Teil der Wüste Gobi beginnt in Dalanzadgad, in dem Moment als wir von der Teerstrasse abfahren ohne zu wissen, wann wir das nächste Mal wieder eine solche Strasse sehen werden. Wir haben uns mit Wasser, Essen und Bezin so eingedeckt, dass wir über mehrere Tage auf uns allein gestellt auskommen können. Fünf Tage fuhren wir quer durch die Wüste, manchmal war es eine erstaunlich leichte Reise, an anderen Tagen bissen wir uns an den schlechten Pisten und dem vielen Offroadfahren beinahe die Zähne aus. Aber zu jeder Zeit hat uns die Landschaft um uns so fasziniert, dass wir beim Anblick dieser Naturwunder alle Mühen vergessen haben.
In diesen Tagen durchfuhren wir weite Steinwüsten, Dünenfelder, enge Canyons und Gebirgstäler und weite Hochebenen. Wir durchquerten unezählige ausgetrocknete Flussbetter, besuchten kleine Nomadendörfer, suchte nach Wüstenseen, die sich aber als ausgetrocknet erwiesen und bestaunten jeden Abend den Sternenhimmel. Erstaunt hat uns auch die Vielfallt der Tiere und Pflanzen wie zum Beispiel die vielen Raubvögel (Adler, Geier) und die riesigen Herden von Kamelen, Ziegen und Schafen, die sich nur von dem spärlichen Gras ernähren können. Die Natur der Gobi ist absolut einmalig und ihre Schönheit lässt sich nur schwer in Worte fassen, daher wollen wir an dieser Stelle lieber die Bilder für sich sprechen lassen.

Notitzen zu Russland

Um einen Roadtripp wie unseren durch Russland zu unternehmen, müssen gewisse Dinge beachtet werden. Als erstes wird ein Visum bennötigt, das Fahrzeug muss dabei nicht im Visum vermerkt sein. Um das Visum zu erhalten, muss eine Krankenversicherung vorhanden sein, die auch für Russland gilt. Wir sind mit einem Businessvisum für 90 Tage und 2 Einreisen unterwegs. Etwas verwirrung hatten wir mit der Registrierung in Russland. Es gibt viele gerüchte und halbwahrheiten. Aus russischer quelle haben wir erfahren, dass eine Registrierung nur nötig ist, wenn man sich länger als 7 Tage an einem Ort aufhält, was in unserem Fall nicht zutrifft. Am Zoll hat auch niemand nach einer Registrierung gefragt. In Hotels wird eine Registrierung automatisch vorgenommen, nicht aber in Hostels.

Das Fahrzeug braucht ebenfalls eine Versicherung. Entweder wird diese durch die obligatorische Versicherung gedeckt, dann ist die Grüne versicherungskarte mitzunehmen. Ansonsten kann in Russland eine Versicherung abgeschlossen werden.

Übernachtet haben wir in Russland ausser in Vladivostok im Capo irgendwo an einem schönen Platz. Am Anfang war uns nicht ganz klar wie das in Russland gehandhabt wird, aber schon nach der zweiten Nacht war uns klar, dass Campen in Russland fast ein Volkssport ist. Wir haben nie eine negative Situation erlebt. Im Gegenteil wurden wir meist interessiert angesprochen aber leider ist unser Russisch zu bescheidet, um alle Fragen zu beantworten. Russland hat so viel platz, dass es an einem Gewässer immer einen Ort gibt, an dem niemand gestört wird. Es kann auch durchaus vorkommen, dass man nicht alleine ist und ein weiteres Zelt in der nähe steht.

Bezahlen kann man in Russland fast überall mit Kreditkarte. Auch in kleinen Läden hatten wir die möglichkeit mit Kreditkarte zu bezahlen. Wenn wir dennoch bar bezahlt haben, waren die 5000 Rubel Noten nicht gerne gesehen, da diese noch nicht lange im Umlauf sind.

Die Hauptstrassen in Russland sind im allgemeinen gut ausgebaut. Es wird sehr viel gebaut und instand gesetzt. Meist konnten die erlaubten 90 Stundenkilometer ohne Probleme gefahren werden. Es gibt aber immer wieder Abschnitte mit grossen Schlaglöchern und schanzenmässigen Unebenheiten die teilweise aus dem Nichts auftauchen und einen gehörig durchschütteln können. An den meisten Steigungen ist die Strasse zweispurig, um Lastwagen zu überhohlen.

 

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Typisch russischer Platz in Chita

Chita und der Baikalsee

In Chita angekommen gönnen wir uns nur eine kurze Pause, um die Stadt zu besichtigen. Diese verströmt den Glanz des untergegangenen Sowjetimperiums an allen Ecken. Das Herz der Stadt wird, wie könnte es anders sein, vom Leninplatz (inkl. überlebensgrossem Monument) gebildet. Rund um den Platz reihen sich wichtige Verwaltungsgebäude, viele davon vom Militär. Auch eine skurile Mischung aus Vergnügungspark und Panzermuseum liegt in direkter Nähe zum Park. Das Zentrum haben wir schnell gesehen und so fahren wir bald weiter nach Westen.

Eine blaue Oase inmitten der sibirischen Wälder, so stellten wir uns den Baikalsee vor. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. 

Zwei Tage dauerte die Fahrt über mehr oder weniger gute Asphaltstrassen von Chita nach K…. am Ostufer des Baikalsees. Blau glitzerte das Wasser zwischen den dunklen Bäumen, die an den meisten Stellen fast bis ans Ufer heran wachsen. Für uns auch ein völlig neues Bild, dass ein See von dieser Grösse noch ein praktisch unverbautes Ufer hat. Aber das Zelten scheint hier auch unter den Russen sehr beliebt zu sein. Immer wieder sehen wir bunte Zelte zwischen den Bäumen versteckt. 

An einem verlassenen Kiesstrand treffen wir Sarah und Christian von Maximundo.ch wieder, mit denen wir hier die nächsten Tag verbringen. Die beiden haben wir unterwegs kurz vor Chita getroffen und haben uns nun, wie verabredet, am Seeufer wieder gefunden. Baden und Kanufahren in glasklaren Wasser, verlassene Strände, Lagerfeuer, Mononopoly, feines Essen und sogar eine symbolische 1. Augustfeier lassen die Zeit wir im Flug vergehen. 

Bis zuletzt geniessen wir diesen Ort bevor wir uns am 03.08. mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf zur Mongolischen Grenze machen.

Baikal we love you!!

„Unsere“ Bucht

Mit Sarah und Christian

Sonnenuntergang am Baikalsee